Verpackung und Schließen der Verpackung

PET – vom Garn bis zum Recyclingchampion

Die ständig wachsende Menge von Kunststoffen ist geradezu proportional zu seinem immer schlechter werdenden Ruf, der sowieso schon fatal ist.  Der größte Teil unserer Welt beinhaltet Polymerteile, dennoch fallen die meisten Berichte ökologischer Medien recht ungünstig zu diesem Thema aus.
Wir hingegen versuchen in unseren Texten, nicht nur das Phänomen „Plastik“ und seine Vielseitigkeit zu verstehen, sondern auch, dass die richtige Vorgehensweise uns davor bewahren kann, die Welt mit Müll zuzuschütten.

Einer der beliebtesten und gleichzeitig in Verbrauchsstatistiken dominierenden Kunststoffe ist PET, also Polyethylenterephthalat, ein thermoplastisches Polymer aus der Familie der Polyester. Experten nehmen an, dass jeder Europäer in einer Woche 3 Flaschen für Wasser oder andere, alkoholfreie Getränke als Müll hinterlässt. Die EU wird von ca. 450 Mio. Menschen bewohnt und multipliziert man diese Zahl mit 3 und dann nochmal mit 52 Wochen im Jahr, ergibt das ca. 70 Milliarden PET-Flaschen jährlich. Es handelt sich hierbei um eine Zahl von solch einer Größe, die der Verstand eines Durchschnittsmenschen nicht mehr begreifen kann. Zum Glück ist PET gleichzeitig ein Kunststoff, der heute am häufigsten recycelt wird.
Obwohl es heute vor allem in Form der bereits erwähnten Flaschen auftritt, so wurde es ursprünglich gar nicht zu diesem Zweck entwickelt und die Flasche ist auch nicht der einzige Alltagsgegenstand, der aus Terephthalsäure und Ethylenglycol hergestellt wird.

Offiziell beginnt die Geschichte von PET im Jahre 1941.

In diesem Jahr wurde nämlich PET in Großbritannien von der Firma Calico Printers‘ Association patentiert und von den dort angestellten Wissenschaftlern John Rex Whinfield und James Tennant Dickens gewonnen. Ursprüngliche Idee und Absicht war es, ein beständiges Garn zu entwickeln, das in der Textilindustrie seine Anwendung finden sollte. Schon im August 1946 entstand aus Polyethylenterephthalat der erste Stoff.

Ein Jahr später, also 1947, erwarb die ebenfalls britische Firma ICI (Imperial Chemical Industries) die Rechte an PET (außer in den USA – dort wurde DuPont zum Eigentümer des Patents). Nach einem weiteren Jahr wird der Rohstoff in der Massenproduktion für Spitzengardinen eingesetzt.

In eine etwas andere Richtung schlägt die Entwicklung in den Vereinigten Staaten von Amerika ein, wo PET in eine Folie der Marke Mylar umgewandelt wurde. Die Marke DuPont ist bis heute eine Garantie für Polyesterfolien von höchster Qualität. Seit den 50er Jahren des 20. Jh. verwendet man sie kontinuierlich u. a.: in der Elektro- und elektrotechnischen Branche, als Isolator und Kabelummantelung oder bei Verleimständern in der Holzindustrie. Die Folie kann transparent (umgekehrte Proportion zu deren Dicke – je dicker, desto weniger Transparenz), in farbigen Varianten oder mit Spiegelfunktion auftreten.  Die letztere Version findet ihre Anwendung z. B. in Gärtnereien, wo sie das Licht reflektiert und es somit verstärkt.

Die 60er Jahre erweitern die Expansion des Polyethylenterephthalats in neuen Branchen, darunter in der Foto- und Phonoindustrie. Filmrollen, Video- und Musikkassetten werden massenweise eben aus PET hergestellt!
Wenn also jemand bis dahin mit diesem Kunststoff nicht in Berührung kam, so traf in Europa und Nordamerika der Polyester seit 1960 praktisch in alle Hände und dabei gab es ihn erst seit 20 Jahren!

Der nächste Durchbruch in der Geschichte des PETs erfolgt im Jahr 1973, als Nathaniel Wyeth, der für DuPont arbeitete, die Flasche, die nach dem Spritzgießverfahren hergestellt wird, zum Patent anmeldet. Diese Herstellungsart hat sich bis heute nicht verändert. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass dies eine wahre Revolution und ein Bestseller war! Im Vergleich zu der Glasflasche war die aus PET leicht, praktisch und nicht zerbrechlich! In Polen tauchten die PET-Flaschen zum ersten Mal in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts auf.

Die nächste Errungenschaft der letzten Jahre ist das PET-Granulat, das von der Firma Goodyear entwickelt wurde und den Transport sowie die Verarbeitung von PET erheblich erleichtert.
Die Vorteile dieses Kunststoffes werden heute in praktisch jeder Wirtschaftsbranche genutzt, von der Lebensmittel, über die Kosmetik, Automobil, Outdoor, Sport bis hin zur Raumfahrtindustrie.
 
Recycling von PET
Die Zeiten des branchenübergreifenden Ruhms unseres Polyethylenterephthalats sind ebenfalls Zeiten der Nachkriegskrise auf der Welt, die den Respekt zu jedem bestehenden Produkt sowie die während des Kriegs gestartete Propaganda über die Materialwiederverwertung mit sich bringt. Regierungen aller Länder, die am 2. Weltkrieg beteiligt waren, verzeichneten außer den Verlusten in Menschen und Ausrüstung auch Mängel an Rohstoffen. Die Bürger waren motiviert, vor allem Glas, Metall und Altpapier zu sammeln und an entsprechenden Stellen abzugeben sowie Güter, die sie bereits besaßen, mehrfach wiederzuverwenden. Zero waste im Nachkriegsstil war wirklich sehr ausgebaut und manchmal sogar verblüffend! Es reicht nur Adam Słodowy und seine Sendung „Zrób to sam“ („Mach es selbst“) zu erwähnen sowie sein aus Schiern zusammengebautes Bett. Wenn also das heutige Upcycling sich als eine Innovation betrachtet, dann sollte es sich mal mit viel Respekt seine Vorreiter genauer anschauen.  

Zum ersten Mal wurde PET 1977 recycelt, das Recyclingverfahren entwickelt sich seitdem ständig weiter und die recycelte Menge von Polyethylenterephthalat wird schrittweise erhöht.

Heute wissen wir, dass Recycling nicht nur der Schutz von Primärrohstoffen ist, sondern auch die Menge der uns überschwemmenden Abfälle begrenzt und die Co2 und Wasserfußabdrücke verringert, die die Herstellung von neuem Kunststoff hinterlässt. Wir wissen auch, dass aus PET hergestellte Produkte in den ersten 6 Recyclingzyklen eine unverändert hohe Qualität aufweisen. Über die technischen Geheimnisse der Materialwiedergewinnung haben wir hier geschrieben. Der einzige Makel kann nur ein visueller sein. Das Fehlen einer idealen Transparenz oder minimale Schönheitsfehler sollten eher das Symbol des bewussten Umweltschutzes sowie das Zeichen unserer verantwortungsvollen Zeiten sein. Leider wirkt eine „nicht perfekte“ Verpackung auf viele Verbraucher abstoßend und lässt sie schmutzig aussehen.
Wir sind uns jedoch sicher, dass je größer das Wissen über die notwendige Rohstoffwiederverwertung, ihr Verfahren und die erzielten Effekte ist, desto größer auch das Verständnis für die unperfekte Verpackungen aus Regranulat sein wird.  


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