Verpackung und Schließen der Verpackung

Ökologische Kosmetikverpackungen – wie sie sind und wie sie sein sollten? Teil II

Es ist zweite Teil des ganzes Textes, erste HIER.

Bei innovativen Verfahren müssen Konsequenzen vorab berücksichtigt werden.
Bio-Verpackungen oder so genannte Öko-Verpackungen werden oft zum Verkaufsschlager und können den Kern einer ganzen Marketingkampagne für ein Produkt oder gar eine Marke bilden. Die Frage ist nur, ob ein solches Verhalten mit dem heutigen Wissen und der Möglichkeit, langfristig zu planen, aus ökologischer Sicht gerechtfertigt ist?
Wird die Gewinn-Verlust-Rechnung positiv ausfallen und wenn ja, für wen?

Man darf nicht vergessen, dass die Eigenschaften des klassischen Kunststoffes allgemein bekannt sind und seine Wiederverwertung große Fortschritte macht. Das Sortieren, Recyceln, Wiederverwerten und die immer öfter angewandte chemische Verwertung, aber auch die thermische Verwertung, die in schwierigen Fällen wirtschaftlich vertretbar ist, gehören heute zum Kunststoffalltag.

Globalmigration und Barriereeigenschaften

Beide Bezeichnungen sind der Verpackungsindustrie wohlbekannt, und jeder Hersteller weiß, dass eine Verpackung nur mit deren positiven Ergebnissen verwendet werden kann. Die Barriereeigenschaften biologisch abbaubarer Materialien sind immer noch nicht ideal. Sauerstoff, Wasserdampf und Duftstoffe können durch sie hindurchdringen. Bei Kosmetikprodukten kann sich dies destruktiv auf den Inhalt auswirken, zu unkontrollierten Reaktionen innerhalb der Verpackung führen und somit die Eigenschaften des verpackten Produkts beeinträchtigen.
Aus den gleichen Gründen ist auch die Globalmigration gefährlich, d. h. das mögliche Eindringen von Verpackungsteilen in das Produkt.
Um hohe Barriereeigenschaften und die Einhaltung der Globalmigrationsnormen zu gewährleisten, werden dem PLA weitere chemische Verbindungen zugesetzt, um diese Eigenschaften zu verbessern. Oft wird dazu die Verpackung mit einer zusätzlichen Innenschicht aus klassischem Kunststoff ausgestattet, aber dadurch verliert die Zuckerrohrverpackung ihre ursprünglichen ökologischen Eigenschaften.

Biokunststoffe weisen nach wie vor eine hohe Brüchigkeit und geringe Elastizität auf, weshalb die Verpackung in jeder Lebensphase - von der Herstellung über den Transport bis hin zum Gebrauch – beschädigt werden kann. Um diese Eigenschaften zu verbessern, werden Biokunststoffen Weichmacher, Plastifikatoren und Farbstoffe beigemischt. Jeder Zusatzstoff kann sich bei der Weiterverarbeitung von Biomasse oder bei der Verbrennung negativ auf Bioplastik auswirken. Dies hängt vor allem davon ab, ob der Zusatzstoff organischer oder synthetischer Herkunft ist. Organische Zusatzstoffe dürften keinen dieser Prozesse beeinträchtigen. Anders verhält es sich bei synthetischen Zusatzstoffen. Werden selbst kleine Mengen von Kunststoff, zu denen eben auch synthetische Zusatzstoffe zählen, in Verbrennungsanlagen verbrannt, deren Temperatur und Filter nicht für Kunststoffe geeignet sind, kann dies den Ofen beschädigen und giftige Gase in die Atmosphäre freisetzen. Werden dagegen PLA-Verpackungen samt ihren Kunststoffzusätzen einem Biomassenverwertungsprozess unterzogen, beeinflussen sie diesen Prozess so sehr, dass der zurückgewonnene Rohstoff nicht mehr auf den Markt gelangen kann.
Manchmal ist es also vorteilhafter, bei den gewohnten Sachen zu bleiben, statt Lösungen zu schaffen, die ihre Umweltfreundlichkeit nur vortäuschen.

Klassischer Kunststoff im neuen Blickwinkel

Ein vernünftiger Umgang mit Kunststoffen ist die Abwägung, ob seine Menge in den Produkten erhöht oder verringert werden soll.
Der einmalige Gebrauch von Einwegprodukten ist heutzutage nicht mehr so offensichtlich. Die Verbraucher entwickeln oft originelle Ideen, die angeblichen Einwegartikeln neue Funktionen verleihen. Das Internet ist voll von pfiffigen und einfachen Vorschlägen, wie man z. B. aus leeren Verpackungen Blumentöpfe oder Vorratsbehälter basteln kann.
Selbst PET-Flaschen werden dank eines Projekts, das in der Westsahara entwickelt wird, zu Elementen von Hauswänden in Afrika. PET-Flaschen können nämlich dem rauen Klima, also Hitze, sintflutartigen Regenfällen und Erdbeben perfekt standhalten. Sollten aber polnische Unternehmer, die Verpackungen für den europäischen Markt planen, an Flaschenhäuser in Algerien denken? Sicherlich nicht, aber sie sollten wissen, was mit ihren Verpackungen in den Ländern geschieht, in denen sie verkauft werden.
Die Wiederverwertbarkeit eines Produkts ist ein sehr regionales Thema. Bei der Einführung eines bestimmten Materials sollte der Hersteller berücksichtigen, inwieweit das Recycling eines konkreten Werkstoffes in dem jeweiligen Land fortgeschritten ist. Sicherlich sollte bedacht werden, dasselbe Produkt in Verpackungen aus unterschiedlichen Materialien zu vertreiben, z. B. PET auf dem polnischen Markt, da dieses Material in unserem Land am häufigsten recycelt wird. Wird das Produkt jedoch in ein anderes Land exportiert, sollte man vielleicht die Verwendung von HDPE in Betracht ziehen, da das Recycling dieses Materials dort am häufigsten sein könnte.
Wenn unser Exportziel hingegen eine Region ist, in der die Verarbeitung von Biomasse einwandfrei funktioniert, lohnt es sich in der Tat, über Verpackungen aus diesem Rohstoff nachzudenken.
Somit wird das Ökodesign auf weitere Merkmale ausgedehnt, die bisher kaum berücksichtigt wurden. Die Planung von Verpackungen wird immer komplexer und erfordert in jeder Phase eine Ökomodulation.
Die Entscheidung über die Art des Materials, ob Bio oder klassisch, sollte auf ökologischen und nicht auf reinen Marketingüberlegungen beruhen. Erdöl wird zur Herstellung von petrochemischen Produkten fortwährend gefördert. Die dabei entstandenen Produktionsabfälle werden für die Herstellung von Kunststoffen verwendet, was lediglich 4 % der Gesamtgewinnung ausmacht. Die Kunststoffindustrie besitzt auch keine Lobby, die eine erhöhte Produktion durchziehen könnte. Davon konnten wir uns während der Pandemie überzeugen, als die geringere Nachfrage nach Treibstoff, vor allem das Flugbenzin, die Kraftstoffproduktion reduzierte und damit die Liquidität in der Kunststoffverarbeitung blockierte. Die Behauptung, die Kunststoffindustrie habe irgendeinen Einfluss auf die Erdölförderung und trage in irgendeiner Weise etwas dazu bei, überschätzt maßlos die Mitsprache dieser Branche.
Es gibt auch keine andere Verwendung für die 4 % der Produktionsabfälle als die Kunststoffherstellung und ohne diese Produktion wäre ein weiteres Problem entstanden, das man irgendwie neutralisieren müsste.  
Kennt man also den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen, sollte man ihn eigentlich wertschätzen und in seine Weiterentwicklung investieren.

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