Verpackung und Schließen der Verpackung

Pandemie und Ökologie – Kampf auf zwei Fronten oder logisches Bündnis in den heutigen Zeiten?

Befreit die Pandemie die Geschäftswelt von der Verantwortung, weiterhin umweltfreundlich und nachhaltig zu handeln? Man möchte sofort „Nein” rufen und jede andere Antwort als eine Ausrede betrachten. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass wir seit einem Jahr in einer komplett anderen Realität leben und alles, was bisher offensichtlich war, seine Gültigkeit verloren hat.
Der Pandemieausbruch kam in der Zeit, in der viele Unternehmen gerade dabei waren, ihr Handeln im Hinblick auf den Umweltschutz umzustrukturieren. Es wurden neue Verpackungen aus PCR (Regranulat) bereits eingesetzt oder sollten in naher Zukunft eingeführt werden und Etiketten durch Papieraufkleber ersetzt werden. Des Weiteren sollte die gesamte Lieferkette auf bewährten Subunternehmern basieren, die in ihren Produktionsbetrieben nicht nur nach den Grundsätzen der nachhaltigen Entwicklung handelten und Zertifikate als Garantie für Unternehmensverantwortung vorweisen konnten, sondern auch internes Recycling durchführten.
Die unterbrochenen Lieferketten zwischen Asien und Europa, der danach in immer mehr Ländern eingeführte Lockdown sowie die sich allgemein verbreitende Unsicherheit hatten zur Folge, dass viele Firmen auf ihre ökologischen Pläne oder gar die Fortsetzung der bereits eingeführten Projekte verzichteten. Dies waren keine bösen Absichten, sondern die Notwendigkeit, neue Prioritäten setzen zu müssen, zu denen die Aufrechterhaltung der finanziellen Liquidität und des Mitarbeiterbestands sowie die Einführung und Verbesserung des Online-Verkaufs gehörten. Erst irgendwo dazwischen, als zusätzliche Abwechselung, kamen die ökologischen Vorsätze.
Außerdem musste die Entscheidung der Kosten wegen zeitlich verlegt werden. Denn im Vergleich zu Verpackungen aus fossilen Rohstoffen ist die Herstellung ökologischer Verpackungen unter vielen Aspekten umso einiges teurer. In Krisenzeiten, die sich ja vielleicht noch verstärken konnten, war es nicht möglich, dass diese Kosten von den Herstellern übernommen oder auf die Verbraucher übertragen wurden.  

Vereinfachte Verpackung – notwendiges Übel oder ökologische Rettung?

Ein taktisch besonders vorteilhafter Schachzug ist es, einen Kampf nicht an mehreren Fronten gleichzeitig zu führen. So können nämlich alle Kräfte auf den wichtigsten Punkt konzentriert werden - in unserem Fall darauf, um mit der kompletten Mannschaft und gesunden Mitarbeitern auf dem Markt zu bleiben.
Verpackungs-, Etiketten- oder Verschlusslieferanten wurden im letzten Jahr oft nicht aus freier Wahl, sondern aus Notwendigkeit geändert. Knappe Lagerbestände und lange Wartezeiten bei den Bestellausführungen ermöglichten keine laufenden Lieferungen mehr und führten zur nervösen Suche nach Alternativen. Gewöhnlich war die Wahl eines neuen Unternehmens nach Einhaltung vieler Bedingungen möglich, z. B. mussten zur Probe kleinerer Produktmengen gekauft werden. Dafür war jetzt keine Zeit mehr. Dennoch blieben zwei Dinge auch in der Krisenzeit unverändert – die Qualität des neuen Produkts musste auf dem gleichen Niveau wie vom vorigen Produzenten sein und das Produkt musste in der benötigten Menge zur Verfügung stehen. Äußere Erscheinung und Farbe waren nur nomen est omen kleine kosmetische Details. Ein Hersteller, der ohne Verpackungsverschlüsse blieb, war gezwungen, das Design seiner Verpackung schnellstens umzugestalten.
Bis heute treten in der Branche der Verpackungen und Verpackungsverschlüsse Schwierigkeiten bei der Umsetzung solcher Aufträge auf, in denen Produkte in untypischen Farben oder Veredelungen bestellt wurden. Und besonders betroffen sind Bestellungen mit kleineren Mengen. Deren Umsetzung erfordert viel Zeit, in der das Vielfache eines „Standardprodukts“ herstellt werden kann. Diese Situation zwang quasi die Hersteller von Kosmetikprodukten und Reinigungsmitteln, noch umweltfreundlicher zu produzieren. Man weiß ja nicht ab heute, dass Produkte ohne Veredelungen und in Unifarben (am besten in den hellen) sich ideal für das mechanische Recycling eignen. Auch die Etiketten mussten vereinfacht werden. Da sich die Flaschen von Lieferung zu Lieferung in Größe und Form unterschieden, haben die Hersteller von Kosmetikprodukten oder Reinigungsmitteln das Etikett der kleinsten Flasche angepasst. Und solch eine Materialreduzierung bildet doch die Grundsätze von 3xR = Reduce, Reuse, Recycle.

Paradoxerweise haben also die Probleme bei der Umsetzung von Bestellungen sowie die fehlende Lieferstabilität im geringen Maße dazu geführt, dass der ökologische Trend aufrechterhalten oder endlich eingesetzt wurde.

Homozentrischer Verbraucher

Die Pandemie hat nicht nur Unternehmer beeinflusst, sondern auch Verbraucher. Ein neuer Begriff, der aufgetaucht ist, war die Feststellung, dass der Mensch homozentrisch ist. Plötzlich verwandelte sich das Zuhause in: ein Büro, eine Schule, ein Restaurant, ein Kino- und Konzertsaal, ein Einkaufszentrum und ein Fitness-Studio. Soziologen haben einen interessanten Trend beobachtet: die Menschen beschränkten ihre täglichen Tätigkeiten, die sie außerhalb ihrer vier Wände ausüben müssen, auf einen möglichst kleinen Umkreis. Sollte nämlich die Gefahr so weit an Materie gewinnen, dass eine Flucht notwendig wäre, so könnte man die 500 Meter bis nach Hause noch schaffen, eine längere Distanz könnte sich jedoch als sehr problematisch erweisen!
Homozentrismus bedeutet auch, ein sicheres Nest zu bauen, Brot zu backen und das Haus zu pflegen oder zu dekorieren, aber alles im Sinne von „less waste“.
Der homozentrische Mensch hat in der Pandemie an Zeit gewonnen, in der er die Angebote der Geschäfte analysiert, vergleicht und dabei problemlos von einem Laden zum anderen dank der offenen Internetseiten springen kann.
Angebote der Online-Shops sind größtenteils Angebote, die für den stationären Handel gedacht waren. Bei der Erstellung der Layouts wurde also die Tatsache berücksichtigt, dass ca. 80 % der Kaufentscheidungen am Ladenregal getroffen werden. In Zeiten, in denen höchst rigorose Beschränkungen galten, wurde dies stark beeinträchtigt. Das Zuhause sowie der PC oder das Handy ersetzten die Fahrt zum Supermarkt und das Schlendern zwischen den Regalen. Den Kunden mit einem schrillen Etikett anzulocken, ist nicht mehr das Wichtigste. Eine viel größere Bedeutung haben jetzt die Bewertungen anderer Verbraucher, die Zusammensetzung des Produkts, aber auch eine einfache Verpackung. Paradoxerweise wirkt eine Kunststoffverpackung im Stil einer Apothekerflasche aus bernsteinbraunem Glas mit einem Etikett, das Altpapier imitiert und über die natürlichen Inhaltsstoffe des Produkts informiert, viel überzeugender und wird von einem ökologisch bewussten Verbraucher eher gewählt als eigentlich der gleiche, aber bunte Kunststoff. Obwohl solche Tricks immer noch eingesetzt werden, haben doch die meisten Hersteller verstanden, dass die Qualität der Inhaltsstoffe, die Angabe, in welche Fraktion die leere Verpackung gehört, aber auch die Reduzierung von fossilen Rohstoffen bei der Produktion der Verpackungselemente viel wichtiger sind als vorgetäuschte Handlungen.
Die ökologischen Umsetzungen dürfen jedoch nicht auf Kosten der Produktqualität stattfinden, egal, ob in Pandemiezeiten oder nachdem die „Normalität“ wieder eingekehrt ist. Es ist absolut sinnlos, dem Kunden z. B. eine Lotion Pumpe vorzuschlagen, die bereits vor dem Aufbrauchen des gesamten Flascheninhalts ihren Geist aufgibt und ein Nachfüllen der Flasche erst gar nicht infrage kommt. Sinnvoller ist es also, einen Primärkunststoff zu verwenden, der sich als ein langlebiges Element bewährt und somit seine Langlebigkeit die Herstellung neuer mangelhafter Verschlüsse ausgleicht.
Während des Lockdowns im Frühjahr warnte man die Hersteller vor dem Verschwinden, das auf mehreren Ebenen verstanden wurde. Man sollte nicht aus den Geschäften verschwinden (stationär und online), man sollte nicht aus den Verbraucheraugen verschwinden (also nicht auf Werbung im Internet oder den traditionellen Medien verzichten) und man sollte nicht aus den privaten Haushalten der Verbraucher verschwinden (seltener ausgeführte Einkäufe müssen mit mehr Inhalt gefüllt werden – z. B. mithilfe von Angeboten 2 + 1). Die Warnungen basierten darauf, dass Verbraucher, die sich von einem Produkt entwöhnt haben, nicht so schnell wieder nach ihm greifen werden.

Sowohl Qualität als auch ökologisches Bewusstsein sind heute unentbehrlich

Die uns auferlegten Einschränkungen gehen mit der Anzahl der Neuerkrankungen einher. Die Frage, die gestellt werden sollte, lautet, wie leicht die Verbraucher auf das E-Shopping verzichten, in welchem Maße sie zu ihren alten Gewohnheiten wiederkehren und wieder aus dem Impuls heraus im stationären Laden kaufen werden.
Kann ein Hersteller, der neue Verbraucherinformationen besitzt, es sich erlauben, zu den alten Gewohnheiten zurückzukehren? Wird ihn die fehlende Information über die Zusammensetzung der Verpackung oder der Vermerk auf dem Etikett über die Abfallfraktion nicht ans Ende der Herstellerliste stellen? Bilden die Substitute von Verpackungsverschlüssen ohne Farben und Veredelungen eine langfristige Lösung? Sollte berücksichtigt werden, ob ein von der Krise betroffener Kunde bereit ist, für ökologische Produkte mehr zu bezahlen? Manchmal kann der Einsatz eines Verpackungselements z. B. einer Flasche aus recyceltem Kunststoff den Preis unmerklich heben, sodass ein ökologisch bewusster Verbraucher so einen Kompromiss gerne eingehen wird. Wenn man Marketing- und Verkaufstätigkeiten ergreift, sollte man bedenken, dass über deren Treffsicherheit der Verbraucher mit seinem Geldbeutel abstimmen wird. Die Bemühungen der Hersteller sollten also darauf gerichtet sein, möglichst viele Stimmen von möglichst vielen Zielgruppen zu erhalten, wobei sie auf die anspruchsvollsten Kunden setzen sollten!
Wenn sich der homozentrische Mensch auf sein Nest und seine neuen Erlebnisse konzentriert, sollten Waren von Zuverlässigkeit und höchster Qualität geprägt sein, die sowohl der Menschheit als auch dem Planeten zugutekommen.
Unabhängig davon, welche ökologischen Lösungen getroffen oder weggelassen werden, sollten Verbraucher bei jeder Gelegenheit aufgeklärt werden. Die Sensibilisierung der Themen „Recycling“ und „Wiederverwendung“, die bei den Verbrauchern eine bewusste Wahl der Verpackung hervorruft, ist der perfekte Start, um das Prädikat eines umweltfreundlichen Unternehmens zu erhalten!

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