Verpackung und Schließen der Verpackung

Mülltrennung in Polen

Mülltrennung in Polen
Anfang dieses Jahres wurden neue Regeln hinsichtlich der Mülltrennung eingeführt und demnach sollte der Abfall nicht mehr in drei, sondern in sieben Containern gesammelt werden. Laut den von der Firma Kantar TNS veröffentlichten Ergebnissen, die auf Antrag der Stiftung ProKarton eine Umfrage durchgeführt hat, ist das Sortieren des Mülls für immer weniger Polen von Bedeutung. Die von allen Seiten strömenden Informationen über die Notwendigkeit der Sortierung sowohl des allgemeinen Mülls als auch des Abfalls, den wir selber produzieren, lösen paradoxerweise den gegenteiligen Effekt aus oder beeinflussen das tägliche Leben der Polen in keinster Weise.  
Die durchgeführten Umfragen zeigen, dass 58% der Polen angeben, den Abfall richtig zu entsorgen, was im Vergleich zum Vorjahr um 2% weniger ist.

Wer sortiert und wer nicht?

Man könnte meinen, die größte Kenntnis in puncto sortengerechte Abfalltrennung müssten junge Menschen besitzen, aber es stellte sich heraus, dass die befragte Altersgruppe von Personen bis zu 30 Jahren am seltensten den Müll sortiert. Die größte Aktivität bei der Mülltrennung weisen Personen auf, die über 50 Jahre alt sind.
Bei der richtigen Mülltrennung scheint auch die Ausbildung eine Bedeutung zu haben – Personen mit einer Hochschulausbildung halten sich an die Regeln der Müllsammlung fast zweimal häufiger als Personen mit einer Grundschulausbildung.  Einwohner der Woiwodschaften Karpatenvorland, Oppeln und Lublin zeichnen sich durch den höchsten Prozentsatz an richtiger Müllsortierung aus. 
Böse Zungen könnten diese Ergebnisse zusammenfassen und behaupten, dass der junge Bewohner einer Großstadt ein Veganer und ökologisch bewusster Erdenbewohner nur anhand von „Likes“ auf Facebook und herzergreifenden Fotos auf Instagram ist, aber in seinen vier Wänden Schnitzel verschlingt und den gesamten Müll in ein und denselben Container schmeißt.
Nicht ganz ohne Bedeutung ist sicherlich die Tatsache, dass die Einwohner der großen Städte meistens in kleinen Mietswohnungen leben. Die geringe Wohnfläche und vor allem eine kleine, enge Küche machen es nicht gerade einfach, Platz für 6 verschiedene Mülleimer zu finden.
Die Nachricht über die gestiegene Müllfraktion kam zur gleichen Zeit, wie die Abneigung zur Abfalltrennung. Der durchschnittliche Verbraucher hätte die Schlussfolgerung ziehen können, dass er es falsch macht und somit es gar nicht zu machen braucht.
Wenn auch sich die meisten Polen in den letzten Jahren an das Sammeln von Kunststoff, Papier, Glas und gemischter Fraktion (die Einteilung war in den einzelnen Städten/Gemeinden aufgrund der verschiedenen Möglichkeiten bei der regionalen Kommunalentsorgungseinrichtungen unterschiedlich) gewöhnt haben, so schreckt die Erweiterung um zwei zusätzliche Container  vor der weiteren Mülltrennung wirksam ab.
Trotz der Abneigung der Verbraucher ist die Mülltrennung in den privaten Haushalten der Ausgangspunkt für die Umsetzung des nationalen Konzepts hinsichtlich der Abfallwirtschaft, das annimmt, dass bis 2030 65% der kommunalen Abfälle und 75% der Verpackungen recycelt werden sollen. Um diese Ziele zu erreichen, plant die polnische Regierung andere Mittel als nur eine ökologische Erziehung einzuführen. Eins davon soll der schon seit Jahren geplante Pfand für Glas- oder Kunststoffverpackungen sein.
Ein anderer Vorschlag sieht vor,  in größeren Städten Flaschenautomaten aufzustellen, die zur Zeit immer häufiger auftauchen und den Einwurf von Kunststoffverpackungen mit Punkten in einem virtuellen Portemonnaie belohnen. Diese Punkte können dann gegen Preisermäßigungen in Kinos, Theater oder Cafés umgetauscht werden. 

Trennen, aber wie?

Zur Zeit läuft die ökologische Kampagne „Gut getroffen”, die von FCC Polska in Partnerschaft mit dem Stadtamt Zabrze und in Zusammenarbeit mit der Wohngenossenschaft Makoszowianka und der Bergmännischen Wohngenossenschaft Barbórka organisiert wurde und an die Bewohner von 5 Wohnblocks gerichtet ist.
Bei dieser ungewöhnlichen Aktion konkurrieren die Einwohner untereinander nicht nur um die Menge der getrennten Abfälle, sondern auch um deren Qualität. Das Ziel ist es, 100% zu erreichen – worunter verstanden wird, dass alle gesammelten Fraktionen recycelt werden können, ohne dass sie in der Sortierungsanlage nochmals bearbeitet werden müssen. Bis jetzt wurde so ein Level nur bei Glas erreicht, aber der Spaß geht weiter.
Es soll die 40%-Hürde überschritten werden, was auch den Annahmen der EU-Richtlinien entspricht – dieses Niveau muss von den Mitgliedstaaten im Jahr 2019 erreicht werden.  

Stadtämter, ökologische Stiftungen, kommerzielle Firmen und unterschiedlichste Einrichtungen greifen nach verschiedenen Methoden, um die polnischen Bürger zur Abfalltrennung zu motivieren, so als ob das Wohlergehen unseres Planeten nicht schon motivierend genug wäre.