Verpackung und Schließen der Verpackung

Kommunikative Sackgasse - wie kommt da wieder raus?

Beim Thema Umweltschutz haben Kosmetikhersteller seit einigen Jahren mit einem Informationswirrwarr zu kämpfen. An einem Tag erfahren sie, dass es nichts Schlimmeres als Plastik gibt und Glas ein Allheilmittel für jegliche Umweltprobleme ist. 24 Stunden später stellt es sich dann heraus, dass sowohl die Herstellung als auch der Transport von Glas einen riesigen Kohlenstoff- und Wasser-Fußabdruck auf unserem Planeten hinterlassen, der den Treibhauseffekt natürlich nur noch verstärkt.

Kaum sind wieder einige Tage vergangen, treten neue Forschungsergebnisse und Informationen ans Tageslicht, die behaupten, Papier sei die beste Lösung, da es leicht zu entsorgen und zu recyceln ist und somit wieder auf den Markt gebracht werden kann. Diese Berichte werden jedoch schnell richtiggestellt, denn ja, Papier kann zwar recycelt werden, aber nur, wenn es trocken und sauber ist, wobei seine Barriereeigenschaften sehr zu wünschen übrig lassen, und Papier deshalb mit einer Lackschicht, also de facto mit Kunststoff versehen werden muss, um die erforderlichen Höchstwerte der Barriere zu erreichen. Letztendlich verwandelt diese Beschichtung das Papier in Laminat, also in ein Material, das in der Papierfraktion nicht recycelbar ist. Die nächsten Informationen über Papier heben die verheerenden Auswirkungen für die Wasserwirtschaft bei seiner Herstellung, Verarbeitung und sogar beim Recycling hervor. Der Wasserverbrauch und die Entstehung von Abwasser brechen im Vergleich zu anderen Stoffen alle Rekorde.
Papierfans übersehen bei all ihren optimistischen Argumenten die Tatsache, dass Papier aus Bäumen hergestellt wird, deren Abholzung sich negativ auf unser gesamtes Ökosystem auswirkt.

Analysiert man diese Berichte genauer, kann man nur zu dem Fazit kommen, das kleinere Übel zu wählen ....


Doch dann tauchen endlich die logischen Argumente für recycelten Kunststoff auf!
Wird Kunststoff entsprechend verarbeitet, darf er gemäß der Kreislaufwirtschaft mit Kosmetikprodukten in Kontakt treten. Alles scheint klar zu sein, bis bekannt gegeben wird, dass die Verwendung von Regranulat im Zusammenhang mit Lebensmitteln von der EU noch nicht formell geregelt ist. Es ist daher nicht sicher, welche Abfälle unter welchen Bedingungen verarbeitet werden. Für jede fertige Verpackung sollten Migrationstests durchgeführt werden, denn man weiß ja nicht, an welcher Stelle der Verpackung das am stärksten verunreinigte Element des Regranulats sich befindet.
Man kommt ins Grübeln, wenn man zu Hause eine leere Shampooflasche mehrere Minuten lang ausspült und trotzdem immer noch Schaum aus ihr herausquillt... Wie werden dann industrielle Mengen solcher Abfälle gewaschen? Sind sie dann auch wirklich sauber? Und wie viel Wasser wird dafür tatsächlich verbraucht?

Was ist die richtige Verpackung?

Auf einer bestimmten Etappe musste sich jedes Unternehmen für eine Produktverpackung entscheiden. Man kann dabei eine Geschäfts-, Verkaufs- und Marketingkommunikation führen, ohne auf die ökologischen Aspekte der Verpackung einzugehen. Was sollte man aber tun, wenn man an eine der grünen Theorien glaubt und die DNA der Marke darauf aufgebaut hat?
Viele Unternehmen haben mit diesem Problem zu kämpfen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, ein nachhaltiges Unternehmen zu sein. Mit den besten Absichten und dem Wissen, das zum jeweiligen Zeitpunkt aktuell war, hat es sich zum Beispiel für die Verwendung von Glasverpackungen für seine Kosmetikprodukte entschieden.
Dabei wurden alle Faktoren berücksichtigt, die zum Zeitpunkt dieser Entscheidung propagiert wurden. Nämlich, dass Glas ein wiederverwertbares Material ist, dass die Polen tatsächlich Glas in ihrem Hausmüll am besten trennen, und dass Glas, selbst wenn es auf einer Mülldeponie landet, keine ungünstigen chemischen Verbindungen in den Boden abgibt.

Die jeweiligen Brands promoten diese Informationen in ihren sozialen Medien und versicherten den Kunden, dass diese Wahl richtig sei.

Bis schließlich der Moment kam, an dem man sich zurückziehen musste... Aber wie?

Niemand gibt gerne seine Fehler zu, schon gar nicht, wenn es große Fehler sind, die man zudem noch viele Jahre lang vehement verteidigt hat.
Wenn aber ein Raunen durch die Menge geht, dass der König doch nackt ist, sollte man dies mit erhobenem Haupt bestätigen und sich der Situation stellen.

Hierfür können PR-Methoden des Krisenmanagements eingesetzt oder Spezialisten beauftragt werden. Am besten ist es aber, einfach die Wahrheit laut auszusprechen, nämlich dass die Ökologie ein wandelndes Gebiet ist, das immer wieder aufs Neue erforscht wird und die Forschungsergebnisse entsprechend aktualisiert werden. Was gestern noch als umweltfreundlich galt, entpuppt sich heute als genau das Gegenteil. Bei der Entwicklung einer neuen Produktmarke hat man sich auf das damalige Wissen gestützt; heute wissen wir mehr und verändern uns entsprechend dem neuesten Stand der Dinge. Um die Glaubwürdigkeit zu verstärken, kann man neueste Veröffentlichungen präsentieren und Kunden zu einer offenen Diskussion einladen.
 
Der erste Schritt ist die Entscheidung, die Verpackung zu ändern.
Im zweiten Schritt sollten Informationen und Argumente eingeholt werden, die erklären, warum die bisherige Verpackung zugunsten der neuen aufgegeben wurde.

Bevor die Änderungen ins Leben gerufen werden, sollte man sich mit einem Arsenal an Argumenten ausstatten. Wichtig sind Informationen nicht nur über die CO2-Emission oder den destruktiven Einfluss auf die Wasserressourcen, sondern auch über die Tatsache, dass Sand aus Flüssen und Meeren zur Herstellung von Glas verwendet wird. Solche Umwelteingriffe beeinträchtigen nicht nur die Wasserwirtschaft in den betroffenen Regionen, sondern auch die dortige Flora und Fauna.
Um hartnäckige Zweifler zu überzeugen, sollte man ein As im Ärmel in Form von verblüffenden Infos haben wie z. B. die Tatsache, dass in einigen Gegenden der Vereinigten Staaten Glas wieder zu Pulver verarbeitet und der daraus zurückgewonnene Sand an die Orte zurückgebracht wird, an denen er abgebaut wurde.

Ebenso muss man sich gut darauf vorbereiten, eine neue Verpackung sachlich begründen zu können, da die Änderung für die Kunden nicht immer genauso offensichtlich ist wie für uns.
Wir werden diese Veränderung verteidigen müssen!
Bei solcher Kommunikation lohnt es sich, offen zu sein und zu signalisieren, dass dies nicht unser letztes Wort ist. Indem wir laut sagen, dass wir die neuesten Informationen auf dem Gebiet der Verpackung, der Entstehung von Abfällen und deren Verarbeitung verfolgen. Wenn sich unsere heutige Entscheidung in einem Jahr als falsch erweist, werden wir sie gerne erneut ändern.
Wenn Kunden solch einen Standpunkt sehen, werden sie das Unternehmen als freundlich und offen wahrnehmen. Sie werden erstens die menschlichen Eigenschaften und damit ihre eigene, oft ebenfalls fehlerhafte Vorgehensweise erkennen.
Sie werden eine Marke sehen, die sich nicht scheut, Fehler zuzugeben, anstatt sie blindlings zu kopieren. Und schließlich werden sie eine wirklich grüne Weltanschauung sehen, die sich fortbildet, aktuellen Informationen nachgeht, sie analysiert und letztendlich in die Praxis umsetzt.

Unsere Entwicklung prägt der immerwährende Wandel und der stetige Versuch, die Welt zu verbessern.
Nicht umsonst heißt es: Stillstand ist Rückschritt.

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