Verpackung und Schließen der Verpackung

Kunststoffe – über hundert Materialvarianten Recycling – nicht alles eignet sich dafür Monomaterialien – wenn Technologie der Gesetzgebung voraus ist …

Plastik ist nicht gleich Plastik, was aber immer noch nicht jeder weiß.
Für viele Menschen ist es eine ziemliche Überraschung, dass Reifen, Plexiglas, ein Anti-Stress-Ball, Fleece und auch der größte Teil des Innenraums eines Autos aus Plastik sind ... wobei wir hier nicht von einem Trabi sprechen. Allein bei Lebensmittel- und Kosmetikverpackungen könnte man meinen, dass alle aus Plastik sind und obendrein aus dem gleichen.
So simpel ist das aber gar nicht, denn Getränkeflaschen werden aus PET hergestellt, dafür bestehen aber Flaschen für z. B. Nagellackentferner meistens aus HDPE. Joghurt wird u. a. in PP, also in Polypropylen verpackt, während Lebensmittel zum Mitnehmen in Styropor, d. h. Polystyrol (PS) gesteckt werden.
Plastik kommt auch als Polyvinylchlorid (PVC) vor, das aber einen immer schlechteren Ruf hat, weil es bei hohen Temperaturen hochgiftige Stoffe in die Atmosphäre freisetzt.

Insgesamt bestehen Kunststoffe aus über 100 verschiedenen Materialien, die zu Verbundwerkstoffen oder Laminaten zusammengesetzt, mit Verstärkungsstoffen versehen, eingefärbt oder veredelt werden können, deren Elastizität je nach Bedarf variieren kann und die flammhemmend oder UV-beständig sein können.

Jedes Material besitzt seine eigene chemische Zusammensetzung und somit bestimmte Eigenschaften. Die Hersteller von FMCG-Produkten versuchen, das Verpackungsmaterial dem Produkt anzupassen und dabei eine Reihe von Fragen zu beantworten, z. B. welcher Schutz für wie lange und unter welchen Bedingungen benötigt wird und vor allem, welches Produkt sich in der Verpackung befinden soll. Wie der Preis der Verpackung ausbalanciert und gleichzeitig ihre Umweltfreundlichkeit hervorgehoben werden kann ...

Eine Verpackung = komplexer Überblick über das Angebot der Kunststoffbranche!
Manchmal reicht ein Kunststoff nicht aus! Selbst kleine, aber technisch ziemlich komplizierte Produkte wie Lotion Pumpen oder Zerstäuber setzen sich aus mehreren Kunststoffarten zusammen. Sogar ein Plastikbeutel z. B. für Tiefkühlkost oder eine Seifennachfüllpackung enthält in der Regel mindestens zwei Plastiksorten und wenn noch ein Etikett hinzukommt, dann sind es sogar drei.
Verschlüsse kann man ja noch auseinandernehmen und deshalb auch sofort erkennen, wie unterschiedlich die vielen, kleinen Bestandteile sind, z. B. dass die Dichtung elastisch, der Kopf aber steif und relativ fest und das Röhrchen biegsam ist. Aber bei einer Folie, aus welcher der Seifenbeutel produziert wurde, kann man ohne entsprechende Laborinstrumente nicht feststellen, aus welchem Material genau diese Folie nun besteht ... Und sie besteht aus mindestens drei Schichten, nämlich PET mit PE, PA mit PE und manchmal ist auch noch Papier dabei. Es handelt sich hierbei um versiegelte Schichten, Barriereschichten und eventuell noch dekorative Schichten. All das bildet ein Laminat, d. h. verschiedene Kunststoffe, die fest zusammengefügt oder verklebt sind und eine Einheit darstellen.
Geht es denn nicht einfacher? ... möchte man da fragen ...
Doch, aber dann wird es schwieriger und teurer!
Aber darauf kommen wir noch später zurück ...

Kunststoffe unterscheiden sich also in ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften und letztlich auch darin, wie und in welcher Gesellschaft sie enden können.

Wunsch-Recycling, d. h. alles kann (theoretisch) recycelt werden!

Recycling ist einfach und auf der anderen Seite dann doch nicht ganz.
Die meisten Kunststoffe sind wiederverwertbar.
Unter Laborbedingungen kann man vieles reibungslos erreichen, unter industriellen Bedingungen sieht es da schon ganz anders aus. Denn hier kommt es vor allem darauf an, ob sich der gesamte Prozess überhaupt lohnt – sowohl finanziell als auch ökologisch. Es soll ja nicht mehr Energie und Wasser für die Rückgewinnung von Rohstoffen verschwendet werden als für die Herstellung von neuen.
Einer der schwierigsten Schritte ist die Mülltrennung, die teilweise auf die Verbraucher übertragen wurde. Vorab getrennte Abfallfraktionen gelangen in die Sortieranlagen, wo mechanische und optische Sortierer, aber auch das menschliche Auge die Abfälle trennen und für die weitere Verarbeitung sortieren.
Was wird recycelt?
Am einfachsten kann PET sortiert und verarbeitet werden. HDPE hingegen ist am wertvollsten. Das beste Beispiel sind Wasserflaschen (PET) und ihre Verschlüsse (HDPE): Werden sie getrennt gesammelt, bilden sie den am häufigsten recycelten Abfallstoff in unserem Land.
Warum aber nur so wenig, wenn doch schon seit den 70er Jahren des 19. Jh. der Slogan verbreitet wird, dass jeder Kunststoff recycelt werden kann? Warum kann man plötzlich immer öfter hören, dass doch nicht alle Plastiksorten wiederverwertet werden können, dass wir zu viel Müll produzieren und Plastik uns gefährdet?
Woher kommt dieser Boom?
Bis 2017 war China die 'Müllhalde' von Europa und den USA und als Bürger der weitentwickelten Länder konnten wir daher beruhigt sein, dass tatsächlich alles in einer neuen Form wiederverwendet wird. Mit Müll beladene Frachtschiffe liefen aus europäischen Häfen aus und hinterließen im Gegenzug Zertifikate, die bezeugen sollten, dass der Abfall recycelt wird.
Als China jedoch anfing, nach den Ursachen für den Smog in den Städten zu suchen, stellte der chinesische Staat fest, dass nur der wertvollste Teil des aus verschiedenen Kontinenten gekauften Mülls verwertet, der Rest dagegen unkontrolliert verbrannt wurde und somit die Luft vergiftete, was wiederum bei den Menschen dort Asthma, Krebs und endokrine Erkrankungen verursachte. Die chinesischen Behörden, die für ihren gewieften Umgang mit Geld bekannt sind, legten die Einnahmen aus dieser Form des Recyclings und die Gesundheit der Bürger, oder sarkastisch ausgedrückt der Arbeitskräfte auf die Waagschale. Das Ergebnis dieser Kalkulationen ergab nun, dass saubere Luft und eine gesunde Bevölkerung doch mehr wert sind als die Dollar aus dem Abfallbusiness.
Damit wurde die Einfuhr von Abfällen aus der ganzen Welt verboten!
Europa und die Vereinigten Staaten standen jetzt vor einem riesigen Problem und mussten rasch eine Lösung für ihre eigenen Abfälle finden, denn in der Zeit, als China sich darum gekümmert hatte, entwickelte niemand auf den beiden Kontinenten eine Recycling-Infrastruktur, die zu 100 % die produzierten Abfälle hätte verarbeiten können.
Seit sechs Jahren versucht man mithilfe einer sehr nervös gestalteten Gesetzgebung, die stetig wachsenden Müllberge zu verringern (erfolglos!), die Infrastruktur des Recyclings auszubauen (erfolglos!) und nach alternativen Verpackungsmaterialien zu suchen (marginal!).
Das Einzige, was den Behörden gelingt, ist, immer mehr Einschränkungen, Ausnahmen und Auflagen vom Schreibtisch aus zu erlassen, ohne sich der Realität zu stellen, was immer gefährlich ist.

In Wirklichkeit wird nur eine ganz kleine Menge an Abfällen wiederverwertet.


Nur die wenigen Verbraucher wissen, dass Kunststoff als solcher nicht recycelt werden kann. Würde man den gesamten Inhalt einer gelben Tonne in die Sortieranlage werfen, bekäme man statt wertvollem Rezyklat nur eine unbrauchbare Pampe, aus der man keinen neuen Rohstoff wiedergewinnen könnte.
Nur identische Materialien können zusammen recycelt werden, d. h. die soeben erwähnten PET-Flaschen und HDPE-Verschlüsse bilden separate Kunststoffströme. Unterschiedliche Materialien erfordern unterschiedliche Umstände und als Endprodukt müssen sie unterschiedliche Eigenschaften besitzen.
Andererseits gibt es Kunststoffe, die sich beim Recycling gut vertragen, allerdings nur, wenn der Anteil des einen sehr gering im Verhältnis zu dem anderen ausfällt.
Wenn also eine kleine Menge PP in den HDPE-Strom gelangt, passiert nichts Schlimmes, aber wenn PET mit etwas anderem vermischt wird, könnte die daraus hergestellte Flasche undicht sowie unelastisch sein und die einzelnen Kunststoffschichten würden sich voneinander ablösen.
Den Entsorgungsunternehmen wäre sehr geholfen, wenn sich die Verpackungshersteller bei einem Produkt auf eine Kunststoffsorte begrenzten oder eventuell einen minimalen Anteil eines weiteren Kunststoffes hinzufügten, sodass beide Plastiksorten zusammen gut recycelt werden können.

Und jetzt kommt das Monomaterial ins Spiel!
Was ist das eigentlich und warum lohnt es sich wirtschaftlich und ökologisch?

Wird bei der Verpackungsgestaltung der ökologische Aspekt und sie beschränkte Anzahl an Polymeren berücksichtigt, so fällt dies sehr vorteilhaft für die Sortieranlagen aus, da sie dann mit wenig Aufwand die Abfälle in den entsprechenden Recyclingstrom leiten können.
Eine Airless Flasche für Gesichtscremes aus Polypropylen und mit einer Metallfeder innen, die beim Sortieren mithilfe eines Magneten entfernt wird, bietet dem Kunststoff die Chance auf ein zweites Leben. Bei einer Verpackung dagegen, die beispielsweise aus sechs verschiedenen Kunststoffen besteht, sollte man nicht darauf hoffen, dass sich irgendein Entsorgungsunternehmen die Mühe macht, alle kleinen Elemente auszusortieren.
Ähnlich verhält es sich mit Folienlaminat. Werden drei Polypropylen-Schichten unterschiedlicher Dicke zusammengefügt, kann man davon ausgehen, dass die Sortieranlage sie auffängt und wieder in den Verkehr bringt.
Bei Produkten mit der Nummer 5 (PP) und einer codierten Information über die Materialzusammensetzung auf dem Etikett kann der Kunststoff problemlos wiederverwertet werden.
Ökodesign erfordert ein hohes Maß an Materialkenntnis. Es erfordert auch Kenntnisse über die Funktionsweise von Sortieranlagen, die Codes der Kunststoffzusammensetzung und die Entsorgungsmöglichkeiten der einzelnen Materialien.

Zu dünne Verpackungen, selbst aus Monomaterial, können sich für die Sortieranlage als schädlich erweisen. Dünne Plastiktütchen verstopfen die Zerkleinerungsmaschinen für Kunststoffe, blockieren den gesamten Prozess und die erforderliche Reinigung und Arbeitsunterbrechung führen zur unnötigen Kostenerhöhung.
Qualitativ hochwertige, aus einem Material hergestellte Verpackungen, ohne dunkle Färbung oder Druckveredelung garantieren, dass Verpackungen auf umweltfreundliche Weise im Umlauf bleiben.
Aus hochwertigen Lebensmittelverpackungen können Baumaterialien, Rohre und Kabelummantelungen produziert werden, ohne die moderne Städte nicht funktionieren könnten. Auch daran wird im Zusammenhang mit Kunststoffen selten gedacht. Seit den 1950er-Jahren basiert unser tägliches Leben eben auf dem Kunststoff. Die Konsequenzen der systematisch vernachlässigten Abfallentsorgung sowie der Übertragung der Verantwortung dafür auf andere müssen schnellstens beseitigt werden.
Wir blicken hoffnungsvoll auf die Entwicklung und Verbreitung sowohl des chemischen Recyclings als auch der thermischen Verwertung.
Es ist wohl an der Zeit, dass die Befürworter der Kreislaufwirtschaft die Tatsache akzeptieren, dass nicht alle Abfälle verwertet werden können und dass ein Teil davon, statt auf Deponien zu liegen, kontrolliert verbrannt werden sollte.
Als Kosmetikindustrie sollten wir stets auf dem Laufenden sein und wissen, welche Materialien in unserer Region tatsächlich recycelt werden und dies wiederum bei der Verpackungsplanung berücksichtigen.
Wird vorwiegend PET recycelt, sollte sich ein Verpackungshersteller auf Lotion- und Shampooflaschen eben aus diesem Material konzentrieren. Ist es aber HDPE, sollte man beim Produzenten diesen Kunststoff anfragen.
Alternativ zu Plastik kann Glas oder Aluminium verwendet werden, die sowohl viele Nachteile als auch Vorteile haben. Statt eines Multimaterial-Kunststoffes werden sie sich aber in so manch einer Situation als bestimmt die bessere Lösung erweisen.



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