Verpackung und Schließen der Verpackung

Bioplastik – Rettung für den Planeten oder ein Wolf im Schafspelz?

Unsere Welt wird vom Plastik überflutet. Seit Beginn der „Plastikära“ konnte die Menschheit nur 10 % des Kunststoffes wiederverwerten. Das ist wirklich nicht viel, wenn man bedenkt, dass seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Milliarden von Tonnen produziert wurden und Plastik das alltägliche Leben immer mehr ausfüllte.  
Lange Zeit hat sich kaum jemand über die Menge des produzierten Mülls Gedanken gemacht, auch wenn Umweltschützer und Experten den Anstieg der zunehmenden Abfallproduktion beobachteten und zaghaft Alarm schlugen.
Doch in den letzten Jahren ist man sehr bemüht, Kontrolle über die Menge des produzierten Plastiks zu gewinnen und die bereits existierenden Abfälle vernünftig zu verwalten.

Eine von vielen Ideen basiert darauf, dass ein alternativer Kunststoff auf den Markt gebracht wird, dessen Eigenschaften überwiegend dem konventionellen Plastik ähneln. Kunststoff ist nicht nur ein lästiger Abfall, sondern ein Material mit einzigartigen Merkmalen. Er ist leicht und langlebig, lässt sich leicht formen, seine Anwendung ist sicher und als Abfallprodukt kann er recycelt und wiederverwertet werden.

Wissenschaftler entwickelten einen Biokunststoff!
Insbesondere eine Sorte von Bioplastik dominiert immer mehr im Alltag. Daraus werden unter anderem dünne Einwegtüten, Einweggeschirr und -besteck und sogar Verpackungen zur kurzfristigen Aufbewahrung von Non-Food-Artikeln hergestellt. Jedes Jahr steigt seine Produktion, die von keinerlei Vorschriften reguliert wird und somit viel Spielraum für zweckentfremdeten Gebrauch bietet.
Die Europäische Kommission hat zwar eine Mitteilung über einen verantwortungsvollen Umgang mit biologisch abbaubaren, natürlichen und kompostierbaren Kunststoffen herausgegeben, hierbei handelt es sich jedoch nicht um verbindliche Dokumente.

Was ist denn Bioplastik überhaupt?
Es gibt drei Arten von Bioplastik auf dem Markt: biologisch abbaubare, die aus Pflanzen oder Erdöl gewonnen werden, und ein pflanzenbasierter Kunststoff, der nicht biologisch abbaubar ist.
Die zwei gängigsten Arten dieses Kunststoffs auf dem Markt sind PLA (Polylactid) und PHA, das mit Hilfe von Bakterien hergestellt wird.
Der erste Kunststoff, also PLA, wird in der Regel aus Zuckerrohr oder Mais hergestellt. Zwar versichern die Hersteller, dass er kompostierbar ist, doch tatsächlich kann der biologische Abbau nur unter ganz bestimmten Bedingungen stattfinden. Werden diese nicht erfüllt, lagern Abfälle aus Bioplastik jahrelang auf Deponien oder verschmutzen Gewässer, wo sie sich zu Müllhalden oder schwimmenden Müllinseln verwandeln.
Die Europäische Union verbietet es, diesen Kunststoff als biologisch abbaubar zu bezeichnen, da kaum jemand in der Lage ist, entsprechende Bedingungen zu schaffen, damit sich der Kunststoff als Kompost zersetzen kann. PLA wird nämlich durch ganz bestimmte Enzyme bei einer bestimmten Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie einem bestimmten Sauerstoffgehalt zersetzt.

Die Kompostierung von PLA ist also so kompliziert, und der Bau einer industriellen Anlage so teuer und unrentabel, dass die Biokunststoffabfälle einfach verbrannt werden.
Aber nicht nur das Ende von PLA-Produkten ist umstritten.
Auch ihre Entstehung wirft immer mehr Zweifel auf.
Der Hauptbestandteil des Bioplastiks sind Mais und Zuckerrohr, die größtenteils außerhalb Europas angebaut werden und wo die EU-Vorschriften keine Gültigkeit mehr besitzen. In Brasilien werden für den Anbau dieser Pflanzen ganze Wälder gerodet, wodurch das CO2 in der Luft viel weniger gefiltert wird. Zum Anbau von Pflanzen für Biokunststoffe werden Pestizide eingesetzt, die im Boden und Grundwasser Giftstoffe freisetzen. Es kommt vor, dass diese Pflanzen gentechnisch modifiziert werden, um deren Widerstandsfähigkeit zu erhöhen sowie deren Wachstum zu verbessern und zu beschleunigen. Allein der Wasserverbrauch für ihren Anbau übersteigt weitaus die angeblichen Vorteile, die der Verzicht auf klassischen Kunststoff für den Planeten mit sich bringen soll.
Das Gesamtbild dieses Pflanzenanbaus hat nichts mit Umweltschutz zu tun und dabei ist das nur die erste Stufe der Produktion von Öko(sic!)plastik.
Denn zur Herstellung des Bioplastiks gehören noch weitere Schritte: die Ernte, der mehrfache Transport der Pflanzen, danach des gewonnenen Zellstoffs und zuletzt des fertigen Endprodukts. Allein die Tatsache, dass der Anbau weit von Europa stattfindet und das Bewusstsein, dass diese Produkte vor allem für den alten Kontinent vorgesehen sind, lässt erahnen, wie viele Abgase im Namen der Ökologie in die Luft gelangen.

Bei der Herstellung des klassischen Plastiks werden zahlreiche Verstärkungsstoffe beigemischt, um seine Eigenschaften zu verbessern. Dazu gehören u. a.: Weichmacher, Härter, Elektrostatik hemmende Stoffe und zur Erhöhung der UV-Beständigkeit, und nicht zuletzt Farbstoffe sowie dekorative Elemente.
Die Analyse der PLA-Produkte, die auf den Markt kommen, hat gezeigt, dass sie auch nicht frei von Zusatzstoffen sind. Wie das Internetportal „Teraz środowisko“ („Die Umwelt jetzt“) berichtet, haben Experten 43 diverse Biokunststoffprodukte, darunter Besteck, Schokoladenverpackungen, Getränkeflaschen oder Weinkorken untersucht. „Achtzig Prozent enthielten mehr als 1.000 verschiedene Chemikalien, einige sogar bis zu 2.000“, sagt Prof. Martin Wagner von der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens.  
Besorgniserregend sind diese Ergebnisse, weil nicht ganz klar ist, was sich in PLA befindet und wie es sich auf die Gesundheit des Verbrauchers auswirken wird. In einigen der festgestellten Substanzen wurden sogenannte ewige Chemikalien nachgewiesen, von denen man nur weiß, dass sie sich nicht in Verpackungen für Lebensmittel, Kosmetikartikel oder Produkte, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, sowie in Spielzeug befinden sollten.
Bei ewigen Chemikalien handelt es sich um Substanzen, deren Zersetzung so komplex und langwierig ist, dass sie als ewig bezeichnet werden.

Leider werden die Stimmen, die für „Öko-Plastik“ und seine „Umweltneutralität“ plädieren, immer lauter und übertönen die Worte von Wissenschaftlern und Umweltexperten, die vor einem zu großen Optimismus warnen.

Die zweite Sorte des Bioplastiks gleicht in fast allen Eigenschaften dem klassischen erdölbasierten Kunststoff und wird als biobasiertes PET, biobasiertes PE oder PEF bezeichnet.
Für seine Herstellung wird ein aus Pflanzen gewonnenes Ethanol verwendet und seine Herkunft ist ähnlich wie die des oben beschriebenen Biokunststoffs.
Zwar wird allgemein behauptet, dass Bioplastik aus erneuerbaren Quellen stammen würde, jedoch ist dies recht kontrovers, da die Pflanzen selbst, aber auch das Wasser oder die Energie, die zur Produktion verbraucht werden, nicht mal ansatzweise in die Natur zurückkehren.
Dieser Kunststoff unterbricht nicht den Recyclingstrom des klassischen Kunststoffs.
In Anbetracht der jüngsten Berichte, wonach selbst arabische Scheichs zugegeben haben, dass wir uns auf erneuerbare Energiequellen konzentrieren und die Erdölförderung reduzieren müssen, könnte es sein, dass biobasiertes Plastik, ob aus Biomasse oder aus pflanzlichem Ethanol hergestellt, sich zunehmend durchsetzen wird. Ohne klare Vorschriften und Gesetze, die einzelne Herstellungs- und Entsorgungsetappen dieser Kunststoffe genau regeln werden, werden wir jedoch das Problem der Kunststoffabfälle auf Erdölbasis nicht lösen, sondern nur durch Abfälle auf einer anderen Basis ersetzen.
Bei der dritten Sorte von Bioplastik handelt es sich um einen biologisch abbaubaren Kunststoff, der jedoch auf Erdölbasis hergestellt wird - PBAT oder PCL, der im obigen Zusammenhang mit der Reduzierung der Erdölförderung nicht einmal erwähnenswert ist.
Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass Kunststoff nicht gleich Kunststoff ist und das Präfix „Bio“ keine Garantie für eine umweltfreundliche Auswirkung des jeweiligen Produkts ist.

Was ist Bioplastik und kann es die Probleme der konventionellen Kunststoffe lösen?
Sollte man nach einem Ersatz für die allgemein bekannten Kunststoffe suchen oder wäre es sinnvoller, die bereits vorhandenen Müllberge zu beseitigen?
Auf welche Weise gefährdet die Suche nach neuen Kunststoffen die biologische Vielfalt und vergrößert unseren ökologischen Fußabdruck?


de2.png